© Klaus Dosch
Forschung im Rampenlicht:
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Zu Gast auf dem internationalen Messeparkett

Seit rund 25 Jahren kümmert sich Klaus Dosch darum, dass die TU Kaiserslautern mit ihren Forschungsprojekten auf wichtigen Messen wie der Cebit oder der Hannover Messe präsent ist. Dabei zeigt sich immer wieder: Der persönliche Kontakt zu Kunden, Kooperationspartnern oder möglichen Geldgebern ist wichtig. Auch oder gerade in Zeiten des Internets.

Von Unispectrum live

Auf seinem Schreibtisch stapeln sich Berge von Papieren, daneben liegen etliche Ordner, in seinem E-Mail-Eingang befinden sich jede Menge neue Nachrichten. Klaus Dosch aus dem Referat für Technologie und Innovation ist dabei den nächsten Messeauftritt vorzubereiten. Im März geht es nach Hannover auf die Cebit, der weltweit größten IT-Messe. Bei dem Branchentreffen präsentieren Unternehmen und Forschungseinrichtungen ihre technischen Neuheiten und buhlen um Kunden. Auch die TU Kaiserslautern nutzt die Leistungsschau, um ihre Exponate dem Fachpublikum und der interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. „Wir betreuen aber nicht nur die Projekte der TU, sondern auch die der Aussteller der Hochschule Kaiserslautern und der anderen Forschungsinstitute unter dem Label ‚Science Alliance Kaiserslautern‛“, sagt Dosch. „Gemeinsam präsentieren wir sie meistens am Forschungsstand des Landes Rheinland-Pfalz.“

Messeauftritte haben laut Dosch an der TU schon lange Tradition: „Seit Mitte der 80er Jahre sind Kaiserslauterer Forscher etwa auf der Hannover Messe vertreten.“ Dosch selbst ist seit 1992 dabei – an die 100 Messeauftritte hat er im Laufe seiner Jahre begleitet. Dosch ist dabei Koordinator für alles rund um die Messen. „Als One-Stop-Agency versuche ich unseren Ausstellern die Messeplanung einfach zu machen“, sagt er lachend. Er steht den Forschern mit Rat und Tat zur Seite, kümmert sich um die Planung des Standes, spricht mit Messebauern und Grafikern, meldet die Teilnehmer an, organisiert den Transport der Exponate auf die Messen, liefert den Messen die notwendigen Informationen für den Internetauftritt und so weiter. „Im Schnitt sind wir mit vier Exponaten auf einer Messe vertreten“, erzählt er.

Dabei könnte man meinen, dass Messen im digitalen Zeitalter keine große Rolle mehr spielen. Unternehmen und Forschungseinrichtungen haben die Möglichkeit, im Netz auf ihre Produkte und Projekte aufmerksam zu machen. Lohnen sich solche Auftritte überhaupt noch? „Messen haben an Bedeutung gewonnen“, ist Klaus Dosch überzeugt. Der Markt sei zwar stets im Wandel und in der Vergangenheit habe es immer wieder Ansätze gegeben, Messeinhalte im Netz aufzubereiten, allerdings könne dies nicht das persönliche Gespräch ersetzen.

Messen haben an Bedeutung gewonnen.

Klaus Dosch

Während der vergangenen Jahre hat Dosch immer wieder miterlebt, wie die Präsenz auf Messen hilft, Kontakte mit potentiellen Kunden oder Geldgebern zu knüpfen. Als Beispiel führt er einen Absolventen der TU Kaiserslautern auf, der 1988 auf der Hannover Messe – also noch vor Doschs „Amtsantritt“ – mit einem Auftritt den Grundstein für seine Karriere legte. „Theo Düppre stellte dort seine Mikroprozessor gesteuerte Präzisionswägezelle vor“, so Dosch. „Heute ist er mit seinem in Kaiserslautern ansässigen Unternehmen Wipotec und seinen über 700 Mitarbeitern globaler Marktführer in der intelligenten Wiegetechnik.“ Auch an ein anderes Beispiel kann sich der Messeprofi gut erinnern: „Vor rund 20 Jahren hat Informatik-Professor Ewald von Puttkamer auf der Hannover Messe die erste Version eines Body-Scanners vorgestellt. Mittlerweile ist die Technik weltweit in aller Munde.“ Vermarktet wird sie vom Kaiserslauterer Unternehmen Human Solutions. Der Konzern beschäftigt sich auch mit virtuellen Modellen von Menschen. Die Technologie ist in Wirtschaft und Industrie weltweit gefragt, zum Beispiel bei Vermessungen für die Kleidungsindustrie, aber auch die Automobilkonzerne setzen darauf, um etwa ihre Autositze besser anzupassen.

Aber auch Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit belegen, wie wichtig Messen nach wie vor sind. Markus Brzeski hat mit seiner Technik, die er im Rahmen seiner Doktorarbeit am Institut für Verbundwerkstoffe entwickelt hat, ein eigenes Unternehmen gegründet. In seinem Start-up „A+ Composites“ vermarktet er sein kostengünstiges, materialsparendes Verfahren, mit dem unter anderem Orthesen, aber auch Prothesen passgenau nach Kundenwünschen hergestellt werden können. Er setzt dabei auf einen faserverstärkten Kunststoff. Mit der Technologie lassen sich aber auch weitere Produkte anfertigen, etwa Bauteile für die Automobil- oder Verpackungsindustrie. „Gerade für Start-ups sind Auftritte auf Messen wichtig, um die eigenen Produkte einem Fachpublikum zu präsentieren“, sagt Dosch. Auf der Hannover Messe im April 2016 ist der Gründer mit einem Ehepaar ins Gespräch gekommen, das sehr interessiert an der Technik von A+ Composites war. – Wie sich später herausstellen sollte, die Eigentümer der Bito-Lagertechnik Bittmann GmbH aus dem rheinland-pfälzischen Meisenheim. Das weltweit tätige Unternehmen für innovative Lagerkonzepte und -Systemlösungen entwickelt, produziert und vermarktet Regal- und Behältersysteme. Ein besonderes Projekt hat das Unternehmerehepaar Bittmann außerdem ganz frisch ins Leben gerufen: In diesem Jahr  wird in Meisenheim in enger Zusammenarbeit mit Bito ein Gründungszentrum für technisch orientierte Start-ups entstehen – der Bito Campus. Hier können sich Existenzgründer aus dem Technik-Bereich in Gemeinschaftsbüros, mit Einzelarbeitsplätzen oder in „Coworkingspaces“ – geteilten Arbeitsplätzen – einmieten.

Aus dem Kontakt ist mittlerweile eine Zusammenarbeit entstanden: Markus Brzeski und sein Team von A+ Composites arbeiten zum Beispiel an einem Model, um Durchbiegungen von Behälterböden zu berechnen. Auch beschäftigen sie sich mit sogenannten Mustergeometrien, die dabei helfen sollen, Behälterböden zu verstärken. Zudem betreuen sie Versuche zum Spritzgussverfahren, um hierbei im Anschluss Verbesserungen zu entwickeln.

Klaus Dosch wird die nächsten Wochen mit der Planung der Cebit beschäftigt sein. Mit einem Auge schielt er aber schon auf die Zeit danach, wenn die Hannover Messe im April ansteht. Für Forscherinnen und Forscher wird auch hier wieder gelten: Präsenz zeigen! Es lohnt sich.

 

Bild des Benutzers Melanie Löw
Erstellt
am 28.02.2017 von
Melanie Löw

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