
„Erstis“ den Fachbereich näherbringen
Die Einführungswochen zum Semesterstart zünden nicht so richtig – mit dieser Realität sah sich der Fachbereich Sozialwissenschaften wiederholt konfrontiert. Ein grundlegendes Informationsprogramm und Kennenlernformate gab es, wie in anderen Fachbereichen auch. Doch die breite Nachfrage fehlte. Deswegen hat sich ein Team aus Studierenden auf den Weg gemacht und für den Start ins Wintersemester 20/21 erstmals zusätzlich einen Vorkurs Sozialwissenschaften geplant und umgesetzt.
Rund 60 Erstsemesterstudierende besuchten allein am 19. Oktober die Fachbereichsmesse, die die zweite Woche des Vorkurses Sozialwissenschaften eröffnete. Auf Freiflächen rund um das Gebäude 57 wanderten die Neuankömmlinge – gemäß Hygienekonzept auf der ausgewiesenen Einbahnstraße und in feste Kleingruppen eingeteilt – von Stand zu Stand und kamen ins Gespräch. Neben den einzelnen Fachgebieten aus dem Bereich Sozialwissenschaften präsentierten sich auch zentrale Einrichtungen und Hochschulgruppen wie das Selbstlernzentrum, die Unibibliothek, CampusKultur, CampusPlus, der Debattierclub, das Referat Nachhaltigkeit des AStA und der Fachschaftsrat Sozialwissenschaften. Bei der anschließenden Stadt-Rallye konnten die Neuankömmlinge zudem Kaiserslautern erkunden.
Wie binde ich Studierende an ihren Fachbereich?
Der Plan, die „Erstis“ möglich zahlreich auf den Campus zu locken und eine Plattform fürs Knüpfen von Kontakten zu bieten, ist demnach aufgegangen. Das ist nicht zuletzt der soliden Vorarbeit zu verdanken, die das studentische Projektteam geleistet hat – allen voran Anna-Lena Hebel (Hauptverantwortliche Vorkurs) und David Braun (Hauptverantwortlicher E-Wochen). Angefangen mit dem Entschluss, das Format „Vorkurs“, welches bei den mathematischen, naturwissenschaftlichen oder technischen Studiengängen bereits fest etabliert ist, auch für die Sozialwissenschaften zu nutzen. „Beim Mathe-Vorkurs haben die Erstsemesterstudierenden zwei Wochen lang einen festen Stundenplan“, erklärt Anna-Lena Hebel. „Und später am Tag übernimmt die Fachschaft und lädt zu Kennenlernaktivitäten im Rahmen der E-Wochen ein. Das geht Hand in Hand. Die Angebote der Fachschaften können ideal an ein institutionalisiertes Angebot im Bereich Studiumsvorbereitung andocken.“
Das tagesfüllende Programm bietet gleich drei entscheidende Vorteile, so David Braun: „Zum einen erreichen wir so auch diejenigen, die nicht direkt in Kaiserslautern wohnen, weil sich dann auch ein längerer Anfahrtsweg lohnt. Zum anderen können wir so anschaulich vermitteln, wie breit und vielfältig der Fachbereich Sozialwissenschaften aufgestellt ist. Von Cognitive Science und Psychologie bis hin zu empirischer Sozialforschung, Pädagogik oder Politikwissenschaften gibt es unter einem Dach viele Fachgebiete zu entdecken. Und ganz nebenbei vernetzen sich die Neuankömmlinge untereinander und knüpfen Kontakte zu den Ansprechpartner*innen im Fachbereich.“ Anna-Lena Hebel unterstreicht: „Wenn wir den Erstsemesterstudierenden nicht direkt am Anfang die Möglichkeit geben, ihren Fachbereich persönlich kennenzulernen, ist es umso schwerer, sie später zu erreichen. Das gilt nicht nur fürs Studium an sich. Wir würden uns beispielsweise auch wünschen, dass sich mehr Studierende der Sozialwissenschaften im Fachschaftsrat engagieren oder sich in der Hochschulpolitik einbringen.“
Rundum gut informiert ins Studium starten
Konkret fanden im Vorkurs nicht nur Veranstaltungen wie die oben beschriebene Fachmesse ihren Platz, sondern es gab auch Einblicke in die sozialwissenschaftlichen Forschungsmethoden und Informationen zu wirtschaftswissenschaftlichen Veranstaltungen für Sozialwissenschaften sowie Veranstaltungen zu den Themen Prüfungswesen, studentische und akademische Selbstverwaltung und ein Workshop zur Selbstlern- und Medienkompetenz gemeinsam mit dem Selbstlernzentrum. Ein Teil des „Propädeutikums“ wurde im Rahmen des Vorkurses vom Fachbereich vorgezogen, die Erstsemester hatten so die Gelegenheit sich schon vorab des regulären Lehrbetriebs mit wissenschaftlichen Arbeitstechniken und Strategien fürs Studium auseinanderzusetzen. Was unbedingt mit ins Startprogramm muss – hierzu hatte das Projektteam eingangs auch Zweitsemesterstudierende befragt. Ein dabei identifizierter Bedarf: Studienanfänger*innen frühzeitig aufzeigen, zwischen welchen Vertiefungsrichtungen sie später einmal wählen können. Das hilft, von Anfang einen den eigenen Neigungen und Fähigkeiten entsprechenden fachlichen Weg einzuschlagen.
Unterstützung erhielt der Vorkurs durch die die Förderlinie "Von Studierenden für Studierende" des Referats für Qualität in Studium und Lehre der TUK. Anna-Lena Hebel hatte 2019 an der Ausschreibung teilgenommen und einen Zuschuss für das Projekt erhalten. Die Planungsarbeiten begannen im Februar dieses Jahres und waren, so die beiden Projektleiter*innen, „nahezu ein Vollzeitjob“. Da die ausgefeilten Angebote von den Studierenden so zahlreich nachgefragt worden sind, steht den beiden die Freude ins Gesicht geschrieben. „Es war schön mitzuerleben, wie die Studierenden untereinander und mit ihren Ansprechpartner*innen von Fachgebietsseite ins Gespräch gekommen sind“, zieht David Braun Bilanz. „Nicht zuletzt sind wir so auch als Fachbereich ein Stück mehr zusammengewachsen.“ Für die Zukunft wünschen sich die Studierenden, dass das Format Vorkurs fest im Fachbereich Sozialwissenschaften ankommt. „Wir haben unser Vorgehen und unsere Konzepte gut dokumentiert und wir wollen natürlich, dass es weiter geht – volle Kraft voraus für das Ankommen der nächsten Erstsemester an ihrer Universität und ihrem Fachbereich“, so die Studierenden.
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Auf dem Titelbild oben sind zu sehen: (v.l.n.r.) Christian Mielczarek, Tabea Breitenborn, Johannes Luschnat, David Braun, Emanuel Wolf, Anna-Lena Hebel, Eva Matheis, Theresia Ell, Ina Schiedermair und Melina Hoffmann.
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In Kleingruppen wanderten die Erstsemesterstudierenden von Stand zu Stand und informierten sich.

Die Fachbereichsmesse startete vor Gebäude 57 und führte über einen ausgedehnten Rundkurs.

am 29.10.2020 von
Julia Reichelt