Studiengang Sozioinformatik:
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Software und Web kritisch im Blick

Was machen soziale Medien mit meinen Daten? Wie kann ein Tweet auf Twitter zum Einbruch an den Börsen führen? Wie kann ich meine persönlichen Bankdaten im Netz schützen? Mit solchen Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Informatik beschäftigen sich Studentinnen und Studenten der Sozioinformatik an der TU Kaiserslautern. Auch Jacqueline Schowalter studiert das interdisziplinär ausgerichtete Fach, das die Informatik mit Sozialwissenschaften, Wirtschaft und Recht verbindet.

Von Unispectrum live • Melanie Löw

Für Jacqueline Schowalter stand schnell fest: Das ist es. Die 27-Jährige studiert im sechsten Semester Sozioinformatik. Am Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE arbeitet sie derzeit für ihre Bachelorarbeit an einer Technik, mit der große Datensätze im Internet zielgerichtet gefiltert werden können. „Damit kann Feedback von Nutzern nach bestimmten Gesichtspunkten durchsucht und Daten in unterschiedliche Kategorien einsortiert werden“, nennt sie als Beispiel. 

Daten zu interpretieren, wie sie es nun in ihrer Abschlussarbeit mache, sei ein wichtiger Bestandteil der Sozioinformatik, berichtet die Studentin. Das sechssemestrige Bachelorstudium hat einen interdisziplinären Charakter. Es vermittelt nicht nur Kenntnisse aus der Informatik, sondern auch aus den Sozialwissenschaften sowie den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Im Masterstudium stehen außerdem noch Philosophie und Psychologie auf dem Lehrplan. Die Studentinnen und Studenten beschäftigen sich mit Methoden der empirischen Sozialforschung und Psychologie. „Wir lernen kritisch zu hinterfragen“, so die Studentin. „Dies ist zum Beispiel wichtig, um Softwaresysteme zu untersuchen, die in einen sozialen Kontext eingebettet sind und unsere Daten verarbeiten.“ Sozioinformatiker gingen dabei etwa Fragen nach, wie Unternehmen besser mit Daten ihrer Kunden umgehen sollten oder wie man Datenmissbrauch vorgreifen könne.

Das Studium ist sehr praxisorientiert aufgebaut. „Wir müssen viele Projekte im Team gemeinsam stemmen“, so Jacqueline weiter. Mit ihren Kommilitonen hat sie beispielsweise ein Rätselspiel programmiert. „Das Projekt war so ausgelegt, dass wir unser Produkt für einen Kunden bearbeiten sollten. Dabei mussten wir ganz genau auf seine Wünsche eingehen und das Spiel entsprechend gestalten“, erinnert sie sich. In einem anderen Vorhaben beschäftigt sie sich derzeit mit humanoiden Roboter. „Ich analysiere, wie Menschen sich verhalten und insbesondere warum, und soll dies auf den Roboter übertragen“, sagt die Studentin.
 


Vor allem die große Bandbreite schätzt Jacqueline Schowalter an ihrem Studienfach. „Je nach Interesse kann man sich später im Studium spezialisieren“, sagt sie weiter. Wer sich für rechtliche oder ethische Aspekte in der digitalen Welt interessiere, kann in dieser Richtung forschen. Aber auch das Nutzerverhalten im Web lässt sich mit psychologischen und ökonomischen Methoden studieren.

Studieninteressierten rät sie, Spaß an theoretischen Inhalten und an wissenschaftlichen Studien mitzubringen, auch sollte man bereit sein, sich in verschiedene Forschungsbereiche einzuarbeiten. Darüber hinaus sind gute Englischkenntnisse wichtig.

Wo ihr Weg hingeht, weiß die Studentin zwar noch nicht genau, jedoch sieht sie in der Forschung einen möglichen Einstieg ins Berufsleben. Nach dem Bachelorabschluss wird sie einen Masterstudiengang anschließen. „Die Karrierechancen für Sozioinformatiker sind gut“, sagt die 27-Jährige. „Der sensible Umgang mit Daten im Netz wird immer wichtiger. Dafür braucht man Experten, die sich kritisch mit der Wechselwirkung von Gesellschaft und Informatik beschäftigen.“ Zum Beispiel um die Entwicklung von Software zu begleiten oder Verbraucher, öffentliche Einrichtungen und IT-Unternehmen in Sachen Datenschutz zu beraten.

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Erstellt
am 30.08.2016 von
Melanie Löw

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