
In Windeseile durchs Studium
Mit gerade einmal 20 Jahren hat Oscard Teto seinen Masterabschluss in Maschinenbau gemacht. Erst vor ein paar Jahren ist er aus Kamerun nach Deutschland gekommen. Nur mit grundlegenden Deutsch-Kenntnissen hat er sein Technik-Studium begonnen. Jetzt geht es weiter mit der Promotion.
Als 16-Jähriger hat Oscard Teto den Schritt in ein neues Leben gewagt – ohne seine Eltern in einem anderen Land: Sein Ziel war es damals schon, ein Studium erfolgreich abzuschließen. Er hat es geschafft: Seit kurzem hat er seinen Masterabschluss in Maschinenbau in der Tasche. „Ich wollte in maximal zehn Semestern fertig sein, geschafft habe ich es in neun“, sagt er.
Nun steht die nächste Herausforderung an: Teto wird mit seiner Promotion beginnen. Dabei bleibt er wie auch schon bei seiner Masterarbeit bei Professor Dr. Jörg Seewig im Lehrgebiet für Messtechnik und Sensorik. In der nächsten Zeit wird der Ingenieur an einer Regelungstechnik arbeiten, mit der Drohnen in der Luft stabil bleiben sollen und nicht von äußeren Einflüssen gestört werden. Dabei wird Teto auch eng mit Forscherkollegen aus Hannover zusammenarbeiten. „Um mich besser mit der Technik vertraut zu machen und um mich auf die Doktorarbeit vorzubereiten, habe ich in den letzten Monaten auch Vorlesungen in der Elektrotechnik besucht“, fährt er fort.
Bereits in der Masterarbeit hat sich der Nachwuchsforscher mit Stabilisierung beschäftigt. Er hat ein Simulationsmodell entwickelt, um Optische Tische stabil zu halten. Diese spielen in Laboren eine wichtige Rolle, um zu Versuche ohne Störungen durchzuführen. Zum Einsatz kommen dabei unter anderem Ventile, die für die Stabilität sorgen.
Als er vor ein paar Jahren mit dem Studium begonnen hat, hat Teto noch bei Tante und Onkel in Ludwigshafen gewohnt. Sie sind in der Zwischenzeit aber weggezogen. Im vergangenen September ist er in ein Wohnheim auf dem Campus gezogen. „Für die Doktorarbeit ist das sicherlich einfacher“, sagt Teto. Seine zwei Schwestern und der Bruder leben noch in Ludwigshafen und Mannheim. „Wir sehen uns regelmäßig.“ Wenn der junge Mann Zeit hat, trifft er sich außerdem mit Freunden zum Fußball oder Playstation spielen. Ansonsten verbringt er den Großteil seiner Zeit auf dem Campus. Die TUK ist zu seinem zweiten Zuhause geworden.
Außerdem hat er die Hochschulgruppe „Soutien academique“ gegründet. „Wir möchten Kommilitonen im Studium helfen, etwa wenn es Probleme bei Fächern wie Höhere Mathematik oder Technische Mechanik gibt“, sagt Teto, der die Gruppe gemeinsam mit einem Freund leitet. Das Team um die beiden Kameruner erklärt die Themen auf Französisch. „Nur Fachbegriffe verwenden wir in Deutsch.“
Auch sonst kommt bei dem jungen Mann selten Langeweile auf. Während des Studiums hatte er fünf Jobs als wissenschaftliche Hilfskraft: Dabei hat er im Labor gearbeitet, aber auch als Tutor Mathe-Übungen geleitet. „Ich war froh, dass ich an der Uni arbeiten konnte“, sagt Teto, der zudem mit einem Deutschlandstipendium gefördert worden ist. „Das habe ich besser in den Studienablauf einbauen können, als wenn ich woanders gearbeitet hätte. Außerdem habe ich so noch viel gelernt.“
Wie es nach der Promotion weiter geht, will er auf sich zukommen lassen. Pläne hat er noch nicht. „Die Forschung macht mir Spaß“, schiebt er hinterher. „Vielleicht bleibe ich dabei, aber das werde ich sehen.“
Seine Eltern hat er nicht mehr gesehen, seit er nach Deutschland gekommen ist. Wie sieht es da mit dem Heimweh aus? „Da gewöhnt man sich dran“, sagt er. „Ich hätte im Studium auch Zeit verloren, wenn ich nach Hause geflogen wäre.“ Sein Vater habe ihm zudem gesagt, er solle sich erst einmal auf das Studium und nun die Promotion konzentrieren. Das wird er tun – sicherlich mit demselben Engagement, das er schon im Studium an den Tag gelegt hat.

am 09.04.2019 von
Melanie Löw