
Kaiserslautern ist eine von 22 Städten in Deutschland, die im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums ein Klimaschutz-Konzept erstellen sollen. Auch Forscher der TU sind federführend daran beteiligt. Sie entwickeln nun einen Plan, mit dem Kaiserslautern Treibhausgase einsparen und den Energieverbrauch senken soll.
In Deutschland sollen bis zum Jahr 2050 95 Prozent der Treibhausgase eingespart und der Energieverbrauch gegenüber 1990 halbiert werden – das sieht die Nationale Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums vor. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen auch Städte und Gemeinden ihren Beitrag leisten. Dafür stellt das Ministerium nun insgesamt zwölf Millionen Euro zur Verfügung: In den kommenden vier Jahren werden 22 ausgewählte Kommunen Ideen entwickeln, um die Pläne in die Tat umzusetzen. Mit dabei ist auch Kaiserslautern. Das Referat Umweltschutz, das schon eine Vielzahl von Klimaschutzprojekten für die Stadt initiiert hat, ist auch bei diesem Förderprojekt erfolgreich in der Antragstellung gewesen.
„Zunächst dürfen wir in den nächsten zwölf Monaten einen Masterplan für unsere Stadt erstellen“, sagt Professor Dr. Björn-Martin Kurzrock, der die Professur für Immobilienökonomie an der TU Kaiserslautern inne hat. Kurzrock ist Leiter dieses Projekts. Gemeinsam mit Professorin Dr. Annette Spellerberg, die zur Stadtsoziologie forscht, und Professor Matthias Pahn vom Lehrstuhl für Massivbau wird er mit seinem Team einen umfangreichen Maßnahmenkatalog entwickeln. Unterstützt werden die Kaiserslauterer dabei von Kollegen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE aus Freiburg.
„Dieser Plan umfasst alle Bereiche einer Kommune und wird ein breites Spektrum abdecken“, so der Professor weiter. „Dabei geht es zum einen um den vorhandenen Gebäudebestand, aber auch um die Energieversorgung für Haushalte und Unternehmen.“ Bereits in einem vorangegangenen Projekt hat Professor Pahn Gebäudetypen in Kaiserslautern untersucht. „Hier spielen Faktoren wie das Alter, der Zustand und technische Eigenschaften der Gebäude eine Rolle“, erklärt Kurzrock. „Darauf und auf weitere Erhebungen können wir unsere Arbeit aufbauen.“
Das Team um Kurzrock wird sich zum Beispiel mit Fragen auseinandersetzen, bei welchen Bauwerken Solarenergie sinnvoll zum Einsatz kommt, wie Gebäude optimal modernisiert werden oder mit welchen Formen der Wärmeerzeugung die Klimaschutzziele am besten erreicht werden können. Die Forscherinnen und Forscher werden sich zudem damit befassen, wie erneuerbare Energien zwischengespeichert und verwendet werden können. Sie werden untersuchen, wie etwa der Handel in Kaiserslautern klimaschonender arbeiten kann – zum Beispiel mit neuen Technologien, die beim Stromsparen helfen. Dies wird auch für die Industrie einen wichtigen Aspekt darstellen – gilt es doch den Klimaschutz voranzubringen und zugleich Wachstum und Beschäftigung zu fördern.
Jeder kann Beiträge leisten, um die Energiewende zu meistern.
Professor Björn-Martin Kurzrock
Der Masterplan geht aber noch viel weiter. „Wir möchten besonders neuartige Lösungen aufzeigen“, erklärt der Professor das Vorhaben. „Zum Beispiel könnte man künftig Schulungen für Handwerker anbieten, damit diese bei Gebäudemodernisierungen die geplanten Maßnahmen in einem standardisierten Verfahren umsetzen.“ Ähnliche Konzepte gebe es derzeit schon in Stuttgart.
Auch liegt den Wissenschaftlern daran, dass ihre Ideen zur regionalen Wertschöpfung beitragen. „Ortsansässige Unternehmen sollen beispielsweise bei Arbeiten zum Klimaschutz einbezogen werden, sodass Arbeitsplätze erhalten bleiben und neue entstehen“, führt er weiter aus. „Darüber hinaus denken wir an neue finanzielle Fördermöglichkeiten und funktionierende Anreize für den Klimaschutz.“
Damit sich auch die Kaiserslauterer selbst mit dem „Masterplan 100% Klimaschutz“ auseinandersetzen, möchte das Team um Kurzrock die Öffentlichkeit dafür sensibilisieren und mit einbinden. „Jeder kann Beiträge leisten, um die Energiewende zu meistern“, so der Professor. Außerdem arbeiten sie eng mit der Stadt Kaiserslautern zusammen, ihre Ideen werden sie zum Beispiel mit einem von der Stadt eingerichteten Masterplan-Beirat diskutieren.
Kaiserslautern ist in Sachen erneuerbare Energien schon auf einem sehr guten Weg, wie Kurzrock weiß: „Laut der Solarbundesliga liegt Kaiserslautern bei der Nutzung von Solarstrom im Bundesgebiet auf Platz drei.“ Diese Initiative ermittelt regelmäßig deutschlandweit, welche Gemeinde pro Kopf wie viel Solarstrom produziert.
Der Bund stellt für die Arbeiten in Kaiserslautern bis Juni 2020 rund 600.000 Euro zur Verfügung. Die Stadt Kaiserslautern selbst trägt hierbei einen Eigenanteil von 30.000 Euro. Auf Kurzrock und sein Team kommen in den nächsten Monaten viel Arbeit zu. Und wenn der Masterplan fertig ist, geht die Arbeit in der Stadt erst richtig los. Denn dann müssen die Konzepte zum Klimaschutz umgesetzt werden.

am 22.08.2016 von
Melanie Löw