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Ein Leben für die Forschung:
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„Das war für mich der Himmel.“

Sein Leben hat Werkstoffforscher Dr. Erwin Roeder, emeritierter Professor der TU Kaiserslautern, in den Dienst der Wissenschaft und Lehre gestellt. Der 89-Jährige hält seiner Universität auch weiterhin die Treue. Er engagiert sich in der Stiftung für die TU Kaiserslautern und fördert darüber hinaus den wissenschaftlichen Nachwuchs beim Deutschlandstipendium.

Von Unispectrum live

Der Durst nach Wissen treibt ihn weiterhin an: Professor Erwin Roeder sammelt auch nach seiner wissenschaftlichen Karriere Zeitungen, Artikel und Bücher, die er in Regalen und Schränken stapelt. „Bald geht mir der Platz aus“, sagt er mit einem Lächeln. „Aber ich möchte mir nach wie vor einen Überblick über die aktuelle Forschung verschaffen.“ Um sich weiterzubilden, ist der Professor im Ruhestand aber auch regelmäßig auf dem Campus der TU Kaiserslautern anzutreffen: Er besucht unter anderem Vorlesungen oder Kolloquien in der Werkstoffkunde. Aber auch in der Mensa begegnet man ihm. Dabei ist stets Zeit für einen Plausch mit ehemaligen Kollegen.

Bis 1994 lehrte und forschte Professor Roeder an der TU Kaiserslautern. „Das war für mich der Himmel“, sagt er rückblickend. „Schon immer war es für mich ein Herzenswunsch, mein erworbenes Fachwissen an junge Menschen weiterzugeben. Dabei wollte ich meinen Zuhörern möglichst umfassende Kenntnisse auf meinem Lehrgebiet vermitteln, um ihnen so den Einstieg in ihr künftiges Berufsleben zu erleichtern und ihnen zugleich eine solide Grundlage für eine weitere erfolgreiche Tätigkeit schaffen.“ Da er keine Familie gehabt habe, sei er ganz in seiner Arbeit aufgegangen.

Als er 1947 sein Studium der Allgemeinen Elektrotechnik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen aufnahm, sollte er sich später ganz und gar der Werkstoffkunde verschreiben. In Aachen schloss er 1958 zunächst seine Promotion ab. Es folgte ein Aufenthalt im niederländischen Eindhoven, wo er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem renommierten „Natuurkundig Laboratorium der N.V. Philipsʾ Gloelampenfabrieken“ an Grundlagen von Werkstoffen der Elektrotechnik, wie dem Wolfram für Glühlampen und den Eisen-Silizium-Legierungen für Transformatoren, forschte.

1960 wechselte Roeder in das Philips Forschungslaboratorium nach Aachen über, wo ihn zum 1. April 1975 der Ruf als Professor auf den Lehrstuhl für Werkstoffkunde und Mechanische Technologie an der damals noch jungen Universität Kaiserslautern erreichte. Dort setzte er seine Forschung zum Strangpressen von Glasschmelzen, einem für die Glasindustrie damals noch neuartigen Formgebungsverfahren, fort. – Sie führte schließlich zwischen 1985 und 1999 zur Auslieferung von drei großen Strangpreßeinrichtungen an namhafte Industrieunternehmen in Japan und Frankreich.

Helfen zu dürfen ist etwas Beglückendes, vor allem im Alter.

Professor Erwin Roeder

Daneben widmete sich Professor Roeder in seiner Forschung einer Vielzahl anderer Themen, unter anderem der Verarbeitung höchstschmelzender Werkstoffe für die Lichterzeugung, dem Schwingfestigkeitsverhalten hochlegierter Stähle unter gleichzeitiger thermischer und korrosiver Beanspruchung sowie dem Verschweißen von Gläsern, Glaskeramiken und Keramiken mit Metallen mittels Ultraschall. Für Letzteres erhielt er 1992 den Innovationspreis des Landes Rheinland-Pfalz.

Während seiner Tätigkeit als Hochschullehrer hielt Professor Roeder mehr als 1.400 Vorlesungen für Studierende des Maschinenbaus, des Wirtschaftsingenieurwesens und der Elektrotechnik. Darüber hinaus ist er Autor und Mitautor von mehr als 90 wissenschaftlichen Publikationen. Ergänzend hierzu entstanden an seinem Lehrstuhl etwa 500 Studien- und Diplomarbeiten sowie 20 Dissertationen. Des Weiteren wurden seine wissenschaftlichen Arbeiten durch drei Patenterteilungen gekrönt.  – Von 1983 bis 1987 war er Prodekan und Dekan des Fachbereichs Maschinenbau und Verfahrenstechnik.

Auch in seinem Ruhestand, seit 1994, fühlt sich der Emeritus der TU Kaiserslautern weiterhin stark verbunden. So rief er vor einigen Jahren die Professor-Erwin-Roeder-Stiftung ins Leben. Sie ist unter dem Dach der Stiftung für die TU Kaiserslautern angesiedelt. Außerdem fördert er zurzeit sechs Studentinnen und Studenten mit dem Deutschlandstipendium. „Helfen zu dürfen ist etwas Beglückendes, vor allem im Alter“, begründet er sein Engagement. „Die Studierenden können sich auf diese Weise ohne allzu große materielle Sorgen voll und ganz auf ihr Studium konzentrieren und auch ihre Persönlichkeit weiterbilden.“ Dabei unterstützt er nicht nur angehende Ingenieure, sondern auch Studentinnen und Studenten anderer Fachrichtungen. „Seine Universität“ sieht Professor Roeder auf einem guten Weg: „Sie soll sich weiterhin durch hohe Qualität in Lehre und Forschung als Vorzeige-Hochschule in Rheinland-Pfalz entwickeln. Zudem hoffe ich, dass das gute menschliche Verhältnis zwischen Universitätsleitung, Professoren und Studierenden künftig erhalten bleibt.“ 

In seiner Arbeit als Professor wollte er bei jungen Menschen so viel Interesse und Liebe zur Wissenschaft wecken, „dass wenigstens einige von ihnen ihr späteres Berufsleben der Forschung und Lehre widmen würden“, sagt der Emeritus. Dieser Wunsch ist bereits mehrmals in Erfüllung gegangen, indem vier seiner Doktoranden heute eine Professur auf dem Gebiet der Werkstoffkunde innehaben. Mit seinem augenblicklichen Engagement hofft er noch auf weitere Berufungen unter den derzeitigen Studierenden. „Außerdem wünsche ich mir, dass die Absolventen ihre Studienzeit an der TU Kaiserslautern als eine wertvolle Zeit stets in angenehmer Erinnerung behalten mögen und ihrer Hochschule als Alumni gerne die Treue bewahren.“ – So wie auch er dies seit vielen Jahren tut.

 

Bild des Benutzers Melanie Löw
Erstellt
am 16.12.2016 von
Melanie Löw

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